Rede zum QueerScopePreis 2020

19 queere Filmfestivals / 15 Filme in der Auswahl / 1 Preisträgerin

UFERFRAUEN gewinnt den QueerScopePreis 2020, verliehen beim 24. Perlen Queerfilmfestival in Hannover. Hier die Rede von Barbara:

Das letzte Mal als ich einen Preis entgegen genommen habe, war ich völlig überrascht und fast sprachlos.Dieser letzte Preis war die DOKULA, der Publikumspreis für den besten Dokumentarfilm bei den lesbisch-schwulen Filmtagen in Hamburg. Das war vor ziemlich genau einem Jahr und es war auch der Startschuss für die Reise der Uferfrauen. Durch stille und stürmische Zeiten sind sie bisher gesegelt.

Unglaublich dankbar bin ich meinen Protagonistinnen Christiane, Elke, Pat, Carola, Gisela und Sabine für ihren Mut sich vor der Kamera zu öffnen und ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Ihr habt bisher so vielen Menschen die Augen für einen neuen Blickwinkel auf die deutsche Geschichte geöffnet.

Danke auch an das gesamte Team, allen voran Thomas und Volker, die Produzenten der Sunday Film. Wir haben sechs Jahre gemeinsam an der Fertigstellung der Uferfrauen gearbeitet. Ich danke meiner Cutterin Jana, die maßgeblich die Dramaturgie und Form des Films mitgeprägt hat. Meinen Kamerafrauen Anne und Julia, den Christians die den Ton am Set aufgenommen haben. Dank auch an die Animatorinnen Gitte und Lisa und Martin für die Musik. Und natürlich allen anderen, die zum Gelingen des Films beigetragen haben.

Ein riesiger Dank geht natürlich auch an die Festivals, die im QueerScope Verbund die UFERFRAUEN aus der beachtlichen Konkurrenz ausgewählt und ausgezeichnet haben.

Und so komme ich zu meinen Wünschen.

Ich wünsche mir mehr Verbindlichkeiten für Kunst- und Kulturschaffende, von Ruhm und Ehre können wir unsere Miete und unser Essen nicht bezahlen.

Ich wünsche mir für die UFERFRAUEN mehr Interesse von Männern, vor allem schwulen Männern. Es ist auch eure Geschichte die in diesem Film erzählt wird.

Ich wünsche mir mehr Interesse und Mut vor allem von westdeutschen Kinos die UFERFRAUEN zu zeigen. 

Ich wünsche mir mehr queere Themen in Mainstreammedien.

Ich wünsche mir von Fördergremien und Produktionsfirmen, dass sie mehr queere Stoffe finanziell unterstützen und in die Produktion bringen.

Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt und Interesse an Geschichte und Geschichten in der Community, nicht nur zwischen Schwulen und Lesben Plus sondern auch zwischen Ost- und Westdeutsch sozialisierten Queers. 

Ich wünsche mir noch soviel mehr, aber das würde den Rahmen sprengen.

Zu guter Letzt: Auch wenn die Uferfrauen vermeintlich aus der Vergangenheit erzählen so sind es doch im übertragenen Sinne Geschichten wie sie überall auf der Welt heute noch tausendfach passieren. 

Lasst uns nicht vergessen, dass unsere Freiheiten immer auf den Kämpfen und Errungenschaften vorheriger Generationen beruhen und diese Freiheiten sind im Moment sehr fragil. Lasst uns wieder verbünden, gemeinsam kämpfen und unsere Freiheit zusammen stärken.

Vielen Dank!